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AutorenbildFrank Bönning

Führungskräfte brauchen den richtigen Mix zwischen Nähe und Distanz

Wichtig für effektive Führung ist der Aufbau einer belastbaren Führungsbeziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Diese drückt sich vor allem in der „richtigen“ Nähe zum Mitarbeiter aus. Hier bezogen auf jeden einzelnen Mitarbeiter und die jeweilige Situation den richtigen Mix zwischen Nähe und Distanz zu finden ist eine echte Herausforderung, denn zu viel Distanz und zu viel Nähe können der Führungsbeziehung schaden.


Die Herausforderung, den richtigen Mix aus Nähe und Distanz zu finden ist auch deswegen so schwierig, weil sich die Führungsbeziehung immer wieder neu aufbaut im Dreieck zwischen Führungskraft, Mitarbeiter und Situation.


Im ersten Schritt sollte die Führungskraft den Blick auf sich selbst richten. Wie hält sie es gewöhnlich mit dem Thema „Nähe“ und „Distanz“? Je nach Typ gibt es hier die unterschiedlichsten Haltungen. Wer eher seinen Fokus auf die Aufgabe und weniger auf den Menschen legt, wird sich mit etwas mehr Distanz zu seinen Mitarbeitern womöglich wohler fühlen. Wer eher extrovertiert als introvertiert agiert, dem wird es leichter fallen, schnell Nähe zu seinen Mitarbeitern aufzubauen. Wer sich grundsätzlich mit dem „Sie“ in der Führungsbeziehung wohler fühlt als mit dem „Du“, kann zumindest distanzierter wirken, auch wenn nach meiner Auffassung die Frage des „Du“ oder „Sie“ in der Führungsbeziehung nicht wirklich etwas über die (emotionale) Nähe zwischen den Beteiligten aussagt. Allein die Anrede bestimmt nicht darüber, wie „nah“ oder „fern“ sich Führungskraft und Mitarbeiter sind.


Im 2. Schritt gilt es für die Führungskraft herauszufinden, wie es die jeweiligen Mitarbeiter mit der „Distanz“ und der „Nähe“ halten. Wie immer im Führungskontext, wird Führung auch in diesem Thema erst dann funktional, wenn es der Führungskraft gelingt, hier die individuellen Bedürfnisse nach Nähe oder Distanz je Mitarbeiter zu kennen und ihr eigenes Verhalten danach glaubwürdig auszurichten. Dies geht nur durch Beobachtung und Kommunikation und offene Ansprache des Themas und die jeweilige Akzeptanz, wie viel Nähe oder Distanz sich Mitarbeiter wünschen. Dabei kann es passieren, dass die Führungskraft (und der Mitarbeiter) mit der Unternehmenskultur in Konflikt geraten können, etwa wenn diese vorsieht, dass sich grundsätzlich alle Mitarbeiter im Unternehmen über alle Führungsebenen hinweg duzen oder siezen. Auch wenn wie oben angemerkt, das „Du“ oder „Sie“ nicht wirklich entscheidend für Nähe oder Distanz sind, so wirken Sie als normative Vorgabe im Rahmen einer Kultur des grundsätzlichen „Duzens“ oder „Siezens“ stark auf die Führungsbeziehung vor allem bei neuen Mitarbeitern oder Führungskräften ein oder wenn sich das Unternehmen entschließt, dieses Grundsatz zu ändern. In jedem Fall sollte die Möglichkeit bestehen und es auch akzeptiert sein, wenn sich Führungskraft und Mitarbeiter abweichend von diesen kulturellen Vorgaben vereinbaren und je nach dem beim "Du" oder "Sie" verbleiben.


Im 3. Schritt – und hier wird die Herausforderung dann am größten – kommt dann noch die Situation zum Tragen. Hier ein Gespür zu entwickeln und danach zu handeln, in welchen Situationen ein Mitarbeiter mehr Nähe und in welchen Situationen mehr Distanz in der Führungsbeziehung gefragt ist, ist die hohe Kunst der mitarbeiter- und situationsbezogenen Führung. Hier ist dann am meisten Einfühlungsvermögen gefragt, etwa in kritischen Situationen wie Krisen, Kritikgesprächen, Konflikten oder persönlichen Problemen im privaten Umfeld der Beteiligten.


Schließlich kann es auch passieren, dass die Führungskraft in ihrer Rolle, übergeordnete Unternehmensentscheidungen umzusetzen in einen eigenen Rollen- und Verhaltenskonflikt gerät, etwa bei einer vorgegebenen notwendigen Kündigung von eigenen Mitarbeitern. Hier mit sich selbst ins Reine zukommen und die Mischung aus professioneller Distanz und menschlicher Nähe etwa bei Kündigungsgesprächen zu wahren, kann nur durch Erfahrung erlernt und sollte bei Bedarf durch ein professionelles Coaching vorbereitet werden.


Zum Thema „Mix zwischen Nähe und Distanz in der Führungsbeziehung“ heute die nachfolgenden reflektierenden Fragen:


1. Wie viel Nähe brauche ich zu meinen Mitarbeitern für eine gute Führungsbeziehung?

2. Wie viel Distanz möchte ich zu meinen Mitarbeitern haben und wie äußert sich das?

3. Wie gut weiß ich, wie viel Nähe und Distanz meine Mitarbeiter wollen oder brauchen?

4. Wie halte ich es mit dem duzen und dem siezen?

5. Was wünsche ich mir in meiner eigenen Führungsbeziehung? Mehr Nähe oder mehr Distanz oder ist alles gut so wie es ist?


Wie immer wünsche ich viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.


Ihr Frank Bönning

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