Die wichtigste Aufgabe einer Führungskraft ist es, dafür zu sorgen, dass sie die richtigen Mitarbeiter hat. Kurzfristig mag eine Führungskraft bei Übernahme einer neuen Position in einem Unternehmen oder beim Wechsel in ein anderes Unternehmen, Mitarbeiter „erben“.
Doch vom ersten Arbeitstag an ist die Führungskraft in der Pflicht, sich ein Bild von ihren Mitarbeiter zu machen und zu entscheiden, ob es gemessen an den Zielen, Aufgaben und Erwartungen der Führungskraft die "richtigen Mitarbeiter" sind.
„Richtig“ bedeutet dabei zunächst einmal sich ein Bild von den Stärken des Mitarbeiters zu machen und zu überlegen, ob diese Stärken bei der Erfüllung der aktuellen Aufgaben des Mitarbeiters optimal zur Geltung kommen können oder ob der Mitarbeiter - mit Blick auf seine Stärken - mit anderen oder zusätzlichen Aufgaben einen noch größeren Wert für den Bereich haben kann.
Im nächsten Schritt gilt es zu überlegen, welche Stärken beim Mitarbeiter ggf. zusätzlich entwickelt oder gestärkt werden können. Leider agieren die meisten Führungskräfte, die ein neues Team übernehmen eher defizitorientiert, das heißt, sie schauen zuerst darauf, welche möglichen Schwächen die Mitarbeiter haben, anstatt die Stärken zu fokussieren.
Natürlich muss zur Vollständigkeit des Bildes auch der Blick darauf gerichtet werden, ob Mitarbeiter Defizite haben und wie diese durch Qualifizierungsmaßnahmen oder durch Umverteilung / Anpassung von Aufgabe reduziert werden können. Nur wenn das alles nicht zum Ziel führt, dann ist es auch konsequent, sich vom Mitarbeiter zu trennen, sowohl im Interesse des Mitarbeiters selbst als auch des Unternehmens, denn dann ist er nicht der "Richtige" für die Aufgaben.
Hat sich die Führungskraft dieses Bild von ihren Mitarbeitern gemacht und hat die Führungskraft entschieden, dass sie die „richtigen“ Mitarbeiter hat, dann ist sie zur unbedingten Loyalität gegenüber ihren Mitarbeitern verpflichtet.
Führungskräften in Coachings, die sich über ihre Mitarbeiter und deren Einstellung oder Leistung beschweren, frage ich immer etwas verwundert: „Aber es sind doch ihre Mitarbeiter? Entweder stehen sie zu 100% zu ihren Mitarbeitern oder sie müssen etwas verändern.“ Natürlich kann es in der Praxis passieren, dass man auch „mit einem Mitarbeiter leben“ muss und dass Versetzung oder Trennung keine Option sind. Doch auch das darf keine Entschuldigung sein, dann die Schultern zu zucken oder mit den Augen zu rollen, wenn es um diesen Mitarbeiter geht. Gerade dann ist die Führungskraft gefragt, auch gegenüber den scheinbar „ungewollten“ Mitarbeitern loyal zu sein und das Beste aus der Situation zu machen.
Die Qualität von Führung zeigt sich immer daran, wie die Führungskraft mit dem Mitarbeiter umgeht, den sie am wenigsten für den „richtigen“ hält.
Stellen Sie sich zu diesem Thema daher doch einmal die folgenden Fragen:
1. Wie überzeugt bin ich, dass ich in meinem Bereich die „richtigen“ Mitarbeiter habe?
2. Wie loyal bin ich gegenüber meinen eigenen Mitarbeitern?
3. Wie zeige ich diese Loyalität meinen Mitarbeitern und wie zeige ich sie nach außen?
4. Welche Stärken haben meine einzelnen Mitarbeiter? (Hinweis: Wirklich jeder Mitarbeiter hat Stärken!)
5. Wie verhalte ich mich gegenüber dem Mitarbeiter, den ich am wenigstens als „den richtigen“ betrachte?
Wie immer wünsche ich ein schönes Wochenende und viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.
Ihr / Euer
Frank Bönning
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