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AutorenbildFrank Bönning

Führungskräfte dürfen sich nicht überflüssig machen, denn sie schaffen Werte für das Unternehmen

Immer wieder höre ich, eine Führungskraft müsse ihren Verantwortungsbereich so organisieren, dass sie sich letztendlich überflüssig macht. Diese Haltung zum Selbstverständnis einer Führungskraft ist im Kern zwar nicht falsch, aber sie ist alles andere als vollständig und erst recht nicht funktional, denn sie missachtet den wichtigen Umstand, dass richtige Führung im besten Sinne des Wortes „Werte“ für das Unternehmen schafft. Wenn sich aber die Führungskraft letztendlich überflüssig machen soll – dann wären ja auch die geschaffenen Werte überflüssig.


Wer fordert, eine Führungskraft müsse sich überflüssig machen, der hat im positiven Sinne zumeist die folgenden Dinge im Hinterkopf: Die Führungskraft darf nicht zum Flaschenhals im operativen Geschäft werden, sei es weil sie zu viele operative Aufgaben selbst erledigt oder sei es, weil sie über zu viele operativen Aufgaben entscheidet. Gemeint ist sicher auch, dass die Mitarbeiter eigenständig und verantwortlich im Rahmen ihrer Kompetenzen entscheiden können sollen und bei der Führungskraft kein exklusives Wissen geparkt ist. Auch klare Regelungen zu Prozessen und Strukturen müssen her, damit jeder im Verantwortungsbereich weiß, was zu tun ist.


Wer als Führungskraft diese Punkte beherzigt, der entlastet sich selbst und kann sicherlich unbesorgt in Urlaub in fahren. Wer dann noch eine gute Vertretungs- und bei Bedarf Nachfolgeregelung im Verantwortungsbereich etabliert, der hat vielleicht irgendwann tatsächlich das Gefühl, er oder sie sei im besten Sinne „überflüssig“ geworden und der Verantwortungsbereich funktioniert im Interesse des Unternehmens eben auch, wenn die Führungskraft geplant und erst recht ungeplant nicht da ist.


Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Führung hat die Aufgabe, Werte zu schaffen und die sind alles andere als überflüssig. Noch dazu werden diese Werte meist allein durch die Person, durch den Menschen geschaffen, der die Rolle der Führungskraft ausfüllt. Jede Führungskraft sollte sich fragen, welche Werte es genau sind, die durch sie persönlich und durch sie allein geschaffen werden?


Grundsätzlich sind dies alles Werte, die sich durch die persönliche Interaktion der Führungskraft mit ihrem Umfeld und aus ihrer eigenen Erfahrungen und ihre innere Haltung herausbilden. Zu diesen Werten gehören das persönliche Erfahrungswissen um die Potentiale der eigenen Mitarbeiter, das Vertrauen durch und das Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter, das persönliche Wissen und Erfahrungen um Mitarbeiter, Kollegen und Kunden und deren Belange, Werte und Haltungen. Die nach außen strahlende Wirkung als Vorbild im Umgang miteinander, der Umgang mit eigenen Fehlern. Das Gestalten und Erleben gemeinsamer Erfahrungen, Erfolge und Misserfolge.


Alle diese geschaffenen Werte lassen sich nicht in Verfahrensanweisungen, Prozessbeschreibungen oder Ablaufplänen dokumentieren und damit von der Person unabhängig machen. Alle diese geschaffenen Werte lassen sich nicht auf einen Stellvertreter oder Nachfolger übertragen. Sie sind mit der Person, mit dem Menschen, der die Rolle Führungskraft ausfüllt untrennbar verbunden und verlässt die Führungskraft das Unternehmen, dann gehen auch diese Werte verloren.


Wer sich auf dieses Bild einlässt, der erkennt, dass Führung so viel mehr ist, als sich im operativen Tagesgeschäft „überflüssig“ zu machen oder sich – manchmal mit Stolz – einzureden: Mein Bereich läuft auch ohne mich. Er mag auch ohne die Führungskraft laufen, aber er wird auch weniger wertvoll, wenn die Führungskraft nicht da ist. Zumindest sollte dies so sein, wenn "wertvoll" geführt und nicht nur "gemanaged" wird.


Zum Thema der persönlichen Wertschöpfung durch Führung heute die folgenden Fragen:


1. Was geht in meinem Bereich verloren, wenn ich nicht mehr da wäre?

2. Was schätzen meine Mitarbeiter, Kollegen und mein Chef an mir?

3. Was geht unserem Unternehmen verloren, wenn mein Chef nicht mehr da wäre?

4. Worauf darf sich ein anderes Unternehmen freuen, wenn ich dort hin wechsle?

5. Welchen Wert, den ich durch meine Führung geschaffen habe, würde ich an meinen Nachfolger weitergeben wollen?


Wie immer wünsche ich ein schönes Wochenende und viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.


Ihr Frank Bönning

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